10. Mann, Frau und das Polaritätsgesetz
"Als Menschen sind wir zwar männlich oder weiblich, doch als
Geistwesen wohl keines von beidem - oder beides zugleich?"
Das Geistwesen, das euren Körper bewohnt, hat kein Geschlecht in
dem Sinne, wie ihr es versteht. Es ist androgyn. In der einen
Inkarnation entschließt sich der Geist, seine Erfahrungen in
einem männlichen Körper zu sammeln, und in der nächsten viel-
leicht in einem weiblichen. Der Geist selbst bleibt ein Doppelwe-
sen, positiv und negativ, und in jedem Menschen kommt nur der
eine Aspekt zur Wirkung, während der andere in höheren Welten
zurückbleibt.
Wenn ein Geistwesen aus dem Gleichgewicht gerät, können sich im
wesentlichen folgende Fehlentwicklungen ergeben: entweder betont
es übermäßig sein Ego und hält sich für den Größten, oder es wird
apathisch und hat keinen Willen zur Weiterentwicklung mehr. Ein
aufgeblasenes Ego ist daher genauso wie ein introvertiertes
Blockieren des Lebensflusses ein geistiges Warnsignal. Das zeigt
euch, wie wichtig ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geist und
Körper ist, aber auch, daß der Geist sich bemühen muß, einen
Ausgleich zwischen den beiden Facetten seines Wesens zu errei-
chen.
Sehen wir uns nun an, was Polarität bei Mann und Frau bedeutet.
Was passiert, wenn ein Mann und eine Frau heiraten? Ist die Ehe
überhaupt notwendig, wenn man einmal vom Zweck der Fortpflanzung
absieht? Betrachten wir zunächst ein Geistwesen, das einen männ-
lichen Körper bewohnt. Ein männlicher Körper hat - zum Teil
infolge einer starken Hinwendung zum Materiellen - eine Tendenz
zur Apathie gegenüber dem Spirituellen. Eine Inkarnation als
Mann kann darum, vom Standpunkt der Weiterentwicklung aus gese-
hen, für den Geist einen Stillstand bedeuten, es sei denn, er ist
stark genug, dieser Neigung zu widerstehen. Umgekehrt kommt bei
den meisten Frauen der Geist besonders stark zum Ausdruck, was
ein größeres Mitgefühl für andere (und damit natürlich auch den
Mutterinstinkt) hervorruft.
Diese Erscheinung ist sehr gut ausgedrückt worden in dem Satz:
"Männer tun, Frauen sind."
Welchen Einfluß hat nun eine gute Ehe, die enge Einheit zweier
Menschen, auf diese beiden? Ich gebrauche den Begriff "Einheit",
weil eine standesamtliche oder sogar eine kirchliche Eheschlie-
ßung noch nicht unbedingt eine Ehe im spirituellen Sinn bedeutet.
Gott kann nur in solchen Partnerschaften sein, in denen eine
echte gegenseitige Anziehung auf allen Ebenen besteht. Wenn zwei
Menschen sich zusammentun, sich lieben und miteinander auf
spiritueller, verstandesmäßiger und körperlicher Ebene gut
auskommen, so daß sie auf allen drei Ebenen Zufriedenheit,
Entspannung, Freundschaft und Selbstlosigkeit erreichen, dann
trägt das sehr zur ausgewogenen Entwicklung der Geistwesen bei.
Bei zwei Menschen, die sich einer solchen Einheit erfreuen,
gleichen sich die Eigenheiten der beiden Geschlechter gegenseitig
aus. Im allgemeinen stellt man fest, daß sie auch gegenüber ihren
anderen Mitmenschen so aufgeschlossen, tolerant und verständnis-
voll sind wie zueinander.
Wer keinen Lebenspartner findet, hat es manchmal etwas schwerer,
die Harmonie zwischen den beiden Facetten seines Geistwesens zu
erreichen. Allein zu sein ist aber unendlich besser, als in einer
nicht funktionierenden Ehe zu stecken. Und viele Alleinstehende
finden in einem guten Freund oder einem Verwandten ein gutes
Gegengewicht zu ihrer Persönlichkeit und ihrem Geist.
Alle Männer und Frauen haben in ihrem Wesen - mehr oder weniger
stark ausgeprägt - sowohl männliche (nach außen gerichtete,
rationale) wie auch weibliche (aufnehmende, intuitive) Seiten,
und das Ideal besteht darin, alles in einem vernünftigen Gleich-
gewicht zu bewahren und keine Seite das Charakters ein Überge-
wicht bekommen zu lassen. Wer sich selbst richtig kennt, sich
seiner Vorzüge und Schwächen bewußt ist, wird soviel Fortschritt
machen, wie er es sich in diesem Leben nur wünschen kann.
Der größte Mangel und die größte Gefahr in einer von Männern
beherrschten Gesellschaft ist nicht nur, daß die Männer die
Frauen nur ungern um Rat fragen, um Nutzen aus der Weisheit,
Erfahrung und Intuition der Frauen zu ziehen, sondern daß die
Männer ihre eigenen zarten, weiblichen Aspekte unterdrücken.
Frauen andererseits müssen sich vor einer Überreaktion in acht
nehmen und dürfen nicht zulassen, daß die nach außen gerichtete,
männliche Seite ihres Wesens überhandnimmt und zum anderen Extrem
führt, denn dabei besteht die Gefahr, daß sie die für sie wesent-
liche Weiblichkeit verlieren.
Es kommt darauf an, auf allen Seinsebenen das Gleichgewicht zu
bewahren, denn die Extreme sind es, die zum Scheitern führen.
Zwingt euch nicht zu irgend etwas! Versucht nicht, vollkommen zu
sein; wenn ihr das wärt, brauchtet ihr nicht hier zu sein!
Gesteht euch selbst eure Stärken und Schwächen ein und bemüht
euch, einen Mittelweg der Gelassenheit und der Ausgeglichenheit
zu gehen.