32. Ley-Linien und Kraftzentren
Vor langer Zeit sah das Leben des Menschen ganz anderes aus als
heute. Er war mit der Natur viel inniger verbunden. Heute gleicht
er einer Blüte, die ihre Blätter zur Nacht geschlossen hat. In
der Sommerzeit der Erdgeschichte dagegen glich er einer geöff-
neten Blüte. Und weil er offen war, waren die natürlichen und
kosmischen Kräfte, die diesen Planeten leiten, für ihn wirklich
und nicht irgendeine vage und mystische Idee, sondern etwas so
Natürliches wie für euch heute das Sehen. Der frühe Mensch kannte
weder die heute übliche starre Trennung zwischen den verschiede-
nen Lebensformen noch die Unterscheidung in eine materielle und
eine geistige Welt.
Als diese Menschen ihre Siedlungen bauten, wollten sie natürlich
auch mit anderen Verbindung aufnehmen. Da sie die Technologie von
heute nicht hatten, knüpften sie ätherische Bänder zwischen ihren
Ortschaften. Diese Bänder entstanden durch die Kraft ihrer
Gedanken oder mit Hilfe der natürlichen Kraftlinien, die den
Planeten umgeben. Auf diesem natürlichen Gitternetz wurden häufig
Bauwerke von zentraler - heute würde man sagen: religiöser -
Bedeutung errichtet.
Die Bevölkerung wuchs, und bald war das ganze Land kreuz und quer
mit einem großen Netzwerk von Linien überzogen, die zur Über-
tragung von Gedanken benutzt werden konnten. Die Linien waren
zwar ätherischer Natur, wurden aber von der materiellen Ebene aus
hervorgebracht, und es dauerte nicht lange, bis der Erdboden
unter ihnen selbst Linien zeigte - ein vollkommenes Beispiel
dafür, wie das Žtherische im Materiellen sichtbar wird.
Konzentrierte Gedankenenergie bildet sich immer auch im Materiel-
len ab. Da es positive, konstruktive und wirksame Linien waren,
wurde das Land, durch das sie gingen, fruchtbarer, der Pflanzen-
wuchs üppiger, zog Tiere und Insekten an. Menschen bauten Städte
und Dörfer entlang dieser Linien, so daß auch sie diese Kräfte
nutzen konnten. Im Laufe der Zeit entwikelten diese Linien eine
eigene Persönlichkeit und wurden mit Leben erfüllt.
Als der Herbst dieses besonderen Entwicklungsabschnitts näher-
rückte und die Blüte des menschlichen Geistes sich allmählich
schloß, vergaß der Mensch nach und nach die Bedeutung dieser
Linien. Heute nähert ihr euch dem Ende des langen dunklen Winters
des Vergessens. Das Leben ist fast verloschen, nur noch wenige
Wurzelstöcke sind vereinzelt in der Erde zurückgeblieben. In
diesen aber regt sich das Leben. Der neue Frühlung ist nicht mehr
weit. Jetzt müssen diese Pflanzen wieder hervorkommen und
erblühen.
So sieht meine etwas poetische Kurzbeschreibung der Lebensanfänge
aus. Vielleicht war es nicht ganz so idyllisch wie es sich
anhört. Mir ging es nur darum zu zeigen, daß die frühe Menschheit
ein völlig anderes Gefühl für das Leben und die Umwelt hatte.
Einige der stärkeren Kraftlinien sind erhalten geblieben, und
gemeinsam mit den natürlichen Adern des Planeten bilden sie die
Ley-Linien. Wer sich ernsthaft bemüht, wird die Ley-Linien
finden, und je empfänglicher die Sucher dafür sind, desto mehr
davon werden sie finden. Obwohl die meisten Linien mit der Zeit
verschwunden sind, ist immer noch eine schwache Einwirkung
erhalten geblieben, die die empfindsameren Menschen aufspüren
werden. In den meisten Ländern werden diese Ley-Linien gewöhnlich
zu einer Siedlung führen und von dort zur nächsten und so weiter.
Es gibt aber auch andere, an denen die Menschen die Lebenskraft
des Planeten für religiöse Zwecke angezapft haben.
Als die atlantische Zivilisation zu Ende ging, verließen viele
Menschen den Kontinent und kamen als Pioniere in eine vergleichs-
weise rückständige Welt. Was ihnen als rückständig erschien, war
nach modernen Maßstäben sehr fortgeschritten, zwar nicht in
technologischer Hinsicht, allemal aber in bezug auf das Ver-
ständnis feiner Energien.
Sehr viele kamen nach Britannien und zeigten den Leuten dort, wie
sie Kräfte wirksamer einsetzen konnten. Da aber der Mensch gerade
auf den langen, dunklen Winter zusteuerte, von dem ich gesprochen
habe, half es nicht viel.
Allmählich verlor der Mensch die Verbindung zu seinem inneren
Wissen über kosmische Kräfte, aber er erinnerte sich noch daran,
daß viele dieser Stätten sehr wichtig waren. Die kollektive Er-
innerung eines Volkes, einer Gruppe liegt tief im Unbewußten. Der
Mensch wußte, daß diese Stätten ein großes Geheimnis bargen,
obgleich er nicht länger wußte wieso und warum. Doch er respek-
tierte sie weiterhin und betete seine Götter dort an, vielleicht
nicht so, wie die ursprünglichen Erbauer das getan hätten, aber
zumindest achtete er solche Orte. Die Schlüssel liegen dort, wo
Ley-Linien sich kreuzen oder alte Kultstätten in ihrer Nähe lie-
gen. Es gab eine Zeit, da glaubten und verstanden die Priester
noch, was sie lehrten. Sie wollten die Menschen nicht einschüch-
tern, sondern ihr Bewußtsein erweitern. In der Neuzeit wurden
viele große Kirchen an diesen Stätten gebaut, da die Kirche deren
Kraft erkannte und diese für sich selbst in Anspruch nehmen
wollte. Allerdings nützt die Kraft den heutigen Kirchenmännern
wenig, denn sie können mit ihr nicht umgehen, weil sie sie nicht
verstehen.
Einige der Kreuzungspunkte von wichtigeren Linien können als
Pumpstationen bezeichnet werden, vergleichbar mit dem Herzen, das
das Lebensblut durch die Adern pumpt. Die Vorfahren erdachten
sich ein Versorgungssystem, dessen Schnittpunkte mit Verteiler-
stationen eines modernen Elektrizitätsnetzes verglichen werden
könnten. Sie bauten Steinkreise, in die die Energie hinein-
strömte, darin rotierte und dann weiterfloß. Beim Rotieren baute
sich das Kraftfeld desjenigen Zentrums oder Chakras auf, von dem
diese Energie unmittelbar stammte. (Gemeint ist hier das Chakren-
system eines Landes oder auch des ganzen Planeten. Dabei handelt
es sich um ein System von Wirbeln, das Energie vom Feinstoff-
lichen ins Materielle umwandelt, ähnlich wie es auch jeder Mensch
in seinem Körper hat.)
Die Atlanter wollten Zentren in Britannien errichten, um die
Kräfte aller planetarischen Chakras zu sammeln und zu nutzen,
aber das System wurde nie fertig.
Die alten Britannier nutzten diese Ley-Linien nur sehr begrenzt:
Sie wußten zwar, daß sie bessere Ernten brachten und die
Menschen, die dort wohnten, gesund erhielten, konnten sie aber
nicht so beherrschen wie die Atlanter. Die Atlanter wollten die
Energie bändigen und damit die Chakras wieder ins Gleichgewicht
bringen. Sie versuchten, das den einfachen Leuten verständlich
zu machen, wurden aber bei allem Respekt, den sie in Britannien
genossen, nie richtig verstanden. Wenn Menschen andere zwar
achten, sie aber nicht verstehen, imitieren sie oftmals deren
äußeres Verhalten. So kam es, daß die frühen Britannier viele
ihrer Toten in der Nähe der atlantischen Stätten begruben, um den
Alten nahe zu sein.
Jedes Zentrum gibt eine andere Art von Energie ab. Da die Alten
das wußten, erbauten sie ihre Tempel, Krankenhäuser und Schulen
an den günstigsten Orten, um so die bestmögliche Unterstützung
durch den Planeten zu erhalten. Eines Tages wird man verstehen,
daß die Zeremonien, die an diesen alten Stätten durchgeführt
wurden, nichts zu tun hatten mit den heidnischen Ritualen, von
denen Historiker und Archäologen reden. Das alles wird im
kommenden Zeitalter wieder ans Licht kommen, wenn der Mensch
wieder die Kunst erlernt, wie man in Harmonie mit der Natur und
unserem lieblichen Planeten Städte baut und Felder anlegt,
Erholungsstätten und Orte für Festlichkeiten plant.