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Pestalozzi

„ Liebes Volk ich will dir aufhelfen“ (1746)



Pestalozzi war der Namensgeber für das "Pesta" in Equador. Er wurde als Vater für die Armen bezeichnet und setzte Roussous Ideen soweit es für ihn möglich war um.

Einen ganz kurzen Abriss zu seinem Wirken könnt ihr im folgenden lesen. Ich empfehle aber für einen umfangreicheren Einblick einschlägige Literatur und oder als schnellen Einstieg den Artikel in der Wikipädia.

Die Schulbildng zu Zeiten Pestalozzis war meist Standesunterricht. Sie diente der Heranbildung gehorsamer, gottesfürchtiger Bürger, die es nicht wagen sollten, sich gegen den Staat selbstbewusst aufzulehenen und nicht zu viel wissen sollten (viel latein (tote sprache) etc)[Manchmal habe ich den Eindruck dass Schule auch heute noch diesen Zwecken dient...) Sie sorgte dafür die Kultur in den jungen Menschen durch stereotypes auswendiglernen einzuprägen. Der Schüler wurde als Leeres Gefäß betrachtet, was gefüllt werden musste.Ein ungeformtes Wesen, das einen Stempel von außen eingeprägt bekommen musste. Der Lehrstoff war wichtiger als die Menschen.Der Lehrer hatte vor allem die Aufgabe der Kontrolle! [Auch hier frage ich mich, ob sich seit seiner Zeit in dieser Hinsicht viel bei uns geändert hat...]

Einflüsse auf Pestalozzi

Der Zeitgeist in dem Pestalozzi aufwuchs war geprägt von Pietismus und Aufklärung. Beide unterstützten die Individuelität und betonten die Innerlichkeit. Auch wenn dies aus verschiedenen Motiven geschah. Sa empfahlen die Einen, dass man die Lehre der Bibel selbst umsetzen soll. Die anderen dass man selbst probiert, forscht und erkundet. Die einen verweisen dabei auf die Autorität der Biblischen Botschaft, die anderen auf die Autonomie des Subjektes. Beiden gemein ist dabei die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die eine ist eine "HErzenspest" die andere die "Verstandespest" Beide haben einen Praxisbezug. Was den einen die Frömigkeit und Weltverantwortung ist, ist den anderen die Ethik der Aufklärung.
Des weiteren empfahlen die Philantropen, dass man warme Gefühle zu Gott entwickeln solle und zeigten damit eine Reformidee, hatten aber kein einheitliches Konzept.

Wie der Pietismus war Pestalozzi gegen eine Papierreligion. Er war Identifziert mit der Idee des „praktischen Christentums“. Er bekannte sich zu Gott und Christus, war tief gläubig und seine Pädagogig wäre ohne den Einfluss seines Glaubens nur unvollständig. Auch wenn er dabei anscheinend konfessionslos bleibt.Er geht mit seinem Weg über den Pietismus und Aufklärung hinaus, auch wenn beide Strömungen Einfluss auf sein Leben und seine Reformpädagogik haben.

Neben diesem Zeitgeist wirkten aber noch weitere Einflüsse auf Pestalozzi. Einerseits seine Mutter, die tief gläubig war und ein Beispiel der Liebe. Des weiteren das Hausmädchen, dass Pestalozzi durch ihr Besipiel Treue und Hingabe vermittelte. Der Großvater, als Pfarrer lehrte und besuchte seine „Schäfchen“ auch in Elend und Armut und machte genaue Aufzeichnungen. Pestalozzi lernte dadurch schon früh die Wertschätzung der Armen. Sein späterer Lehrer Bodmer lehrte oft in seinem Garten und schenkte seinen Studenen Zutrauen und Rousseau als Wegbereiter der für Freiheit statt gehorsam plädierte weckt das interesse des jungen Pestalozzis. Beide Lehren will Pestalozzi in seiner Arbeit vereinen

Seine Grundideen:

Wichtiger als der Unterricht war für Pestalozzi die Wechselbeziehung zwischen Lehrer und Schüler. Diese sollte von Liebe, Treue und Hingabe geprägt sein. Ganz wichtig war dabei der Vatersinn und der Kindersinn. Er zog eine parallele zu Gott. So wie Gott väterlich liebend gegenüber dem Menschen ist, und die Verantwortung für die Schwachen übernimmt, So soll auch der Vater/Lehrer sich den Schülern zuwenden. Und so wie der Mensch sich nach Pestalozzi idealerweise mit vertrauendem Gehorsam Gott zuwendet, soll auch der Schüler dem Leherer gegenüberstehen.

Vorraussetzung für einen guten Erzieher

1.Der Lehrer muss "seine" Kinder lieben und ihre Liebe gewinnen wollen.
2.Er muss inneren Frieden/Zufriedenheit besitzen (Harmonische Person, zentriert)
Waren diese beiden Punkte erfüllt, so hatte der Lehrer Pestalozzis vertrauen, auch wenn er sonst "keine Ahnung" hatte.

Durch das liebevolle Hüten würde eine innere Ruhe der Kinder möglich. Das Herz des Lehrers ändert den Zustand seiner Kinder so schnell wie die „Frühlingssonne den erstarrten Boden des Winters“

Das Ziel

Die sittliche Bildung stand dabei im Mittelpunkt der Erziehung. Diese entstehe durch reine Gefühle, durch Befriedigung der täglichen Bedürfnisse aus Liebe heraus. Die allseitige Sorge entsprach hier der restlosen Hingabe, welche als erstes Bindemittel diente. Sie setzt Aufmerksamkeit und Wahrnehmung gegenüber dem Kind vorraus. Wenn Zutrauen und Anhänglichkeit gegeben seien, dann komme alles andere von selbst. Die sittliche Übung (Selbstüberedung, Anstrengung)und das Nachdenken über die sittliche Verhältnisse dienten ebenfalls der sittlichen Bildung.

Methoden

Eine wichtige Methode war, das die tägliche Beobachtungen der Erzieher in ein Tagebuch geschieben wurden und Gutachten erstellt wurden. Diese setzten die liebevolle Zuwendung, und Aufmerksame Wahrnehmung des Kindes vorras und beinhalteten die aktuelle Befindlichkeit, das soziale Millieu, die Bedürfnisse etc, des Kindes. Zusätzlich gab es regelmäßige Familienbesuche.

Fachwissen und Methode wurden vermittelt, aber wichtig dabei war eine authentische Persönlichkeit, die voller Liebe und Aufopferungsbereitschaft war und ein lebendiges Beispiel für die Kinder sein konnte.

Pestalozzi empfand große Wertschätzung für den Menschen. (Er wurde als Ebenbild Gottes geschaffen.) Und versuchte diese auch in seiner Pädagogik umzustzen. Seine Pädagogik sollte der Harmonisierung aller Kräfte dienen (Kopf, Herz und Hand). Sie bezweckte die Wahrhafte Menschenbildung (auch der Armen) durch vorgelebte Mütterlichkeit.

Pestalozzis Verhältnis zu seinen Schülern

Pestalozzi hatte mit jedem Schüler persönlichen Kontakt. Er war voller Liebe und glühende Hingabe und hatte ein lebendiges harmonisches Verhältnis zu ihnen. Manchmal war es schon eine symbiotische Beziehung welche von sehr viel Mitgefühl geprägt war:

"Ihre Freud, meine Freud, ihr Leid, mein Leid"

Die Mutter-Kind-Beziehung entspricht für ihn der Mensch-Gott-Beziehung. Liebevolle Disziplinierung ist für ihn deshalb gerechtfertigt, sollte aber durch eine liebevolle Zuwendung vor und nach der Züchtigung getragen werden. Als Erzieher hatte Pestalozzi eher das Selbstverständnis eines Vaters. Er war der Vater für "seine" Kinder, so wie Gott für ihn sein Vater war. Seine Mitarbeiter betrachtete er dabei als Freunde. Gott im Mittelpunkt Pestalozzis Pädagogik und Lebenswerk wäre ohne seinen Bezug zu Gott nicht vollständig dargestellt. Pestalozzi zog in seiner Vorstellung Lebenskreise. Diese beinhalteten am Anfang Gott, dann das Häusliche Leben, den Beruf und letzendlich den Staat Ohne Gott ist es für Pestalozzi unmöglich Wärme und Liebe in der Familie zu geben. Dabei kann der Mensch Gott nur durch Menschen oder sich selbst kennenlernen und nicht durch Worte und Bilder. Der Mensch lernt Gott durch dich (Gottes Eigenschaften in dir) kennen (So wie Christus es damals seinen Jüngern ermöglichte, die Eigenschaften des Vaters kennen zu lernen) Die Hauptquelle seines Schaffens, seiner Kraft war zeitlebens die Bibel, deshalb verband er seine Vorstellungen der Selbstentfaltung mit dem christlichem Glauben. Die Quelle des Weltsegens und der Liebe war für ihn der Gedanke, dass wir Kinder Gottes sind. Wobei Gott für ihn die Liebe war.

Pestalozzi und heutige Zeit

Auch unsere Zeit braucht wohl mehr Mutterherzen für die Kinder. Pestalozzis Ideen waren vielleicht zu religiös, als dass sie in unser reguläres Schulsystem sonderlich eingeflossen wären. Vielleicht da die Selbstermächtigung des Menschen wohl keinen Gott, keinen Glauben, keine Erlösung brauchte. Unsere Schule hilft nicht zu entscheiden WAS ich will, was gut oder schlecht ist. Sie nimmt uns diese Entscheidung schon lange vorher ab. Auch werden Lehrer heute fast ausschließlich fachlich gebildet. Eine Besinnug auf Pestalozzi würde hier für mehr Mitmenschlichkeit plädieren und viel stärker die Persönlichkeitsentwicklung der Lehrer fördern. Dies ist allerdings in unserem zeitlich bedingten Massenbetrieb nur sehr schwer möglich. Der Lehrer sollte aber eine 'harmonische' Person sein, denn nicht der Unterrichtsinhalt erzieht, sondern durch das „Sein“ des Erziehenden wird das Kind beeinflußt. Die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer sollte hier also ein Kontakt zwischen zwei Wesen sein, anstatt nur der Kontakt zwischen zwei Gehirnen.

Natürlich ist zu bemerken, dass Pestalozzi eher im Bereich der Heimerziehung tätg war. Und es dadurch nicht immer einfach ist, seine Philosophie auf unsere "normalen" Schulen zu übertragen. Aber spätenstens wenn der momentane Trend zur Ganztagsschule geht, wäre es sinnvoll, sich wieder mehr mit Pestalozzi zu beschäftigen...

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Quelle: Chen, Horng-Mo (2000). Die Bedeutung des erzieherischen Verhältnisses bei Pestalozzi. Frankfurt am Main: Lang


Mehr zu Pestalozzi im Internet:

Pestalozzi in der Wikipedia
Umfassende Informationen zu Pestalozzi
Arbeiten zu Pestallozi